Professionalisierung von Sportverbänden in der Schweiz: Ursachen, Formen und Folgen

Leitung: Prof. Dr. Siegfried Nagel
Mitarbeitende: PD Dr. Torsten Schlesinger, Dr. Christoffer Klenk, MA Kaisa Ruoranen (in Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne; Prof. Dr. Emmanuel Bayle, Prof. Dr. David Giaque, MA Josephine Clausen)
Finanzierung: Schweizer Nationalfonds (SNF)
Laufzeit: 08.2014 - 02.2018

Hintergrund

Internationale und nationale Verbände sind Non-Profit-Organisationen mit sozialen und kommerziellen Aktivitäten. Sie sind Schlüsselakteure in den Beziehungen innerhalb des Sportsystems sowie zu Staat, Sponsoren und Medien. Die Verbände stehen derzeit vor großen Herausforderungen: wachsender Wettbewerb im Spitzensport, Demokratisierung des Sports mit "Sport für alle" und gesellschaftliche Erwartungen an den Sport als Antwort auf diverse soziale Probleme (Integration, Bildung, Gesundheit, Arbeitslosigkeit etc.).

In diesem Zusammenhang scheint die Professionalisierung von Sportorganisationen - definiert als ein organisatorischer Prozess, der zu organisatorischer Rationalisierung, Effizienz und Projektmanagement führt - eine geeignete Strategie zu sein, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen. Die Beschäftigung von bezahltem Personal, um einen Aspekt der Professionalisierung zu nennen, nimmt in den nationalen Sportverbänden der Schweiz rasch zu. Die dynamische Entwicklung ist auch bei den meisten internationalen Verbänden mit Sitz in der Schweiz zu beobachten. Innerhalb der Sportverbände hat dies zu einem tiefgreifenden organisatorischen Wandel geführt, der durch die Stärkung des institutionellen Managements und die Einführung von effizienzorientierten Managementinstrumenten in der täglichen Praxis der Verbände gekennzeichnet ist.

Ziele des Projekts

Sportverbände sind ursprünglich freiwillige Organisationen des dritten Sektors. Weder in Schweizer Sportverbänden noch in Schweizer Non-Profit-Organisationen ist die Professionalisierung bisher untersucht worden. Das Verständnis von Ursachen, Formen und Folgen der Professionalisierung in Sportverbänden kann zum Wissen über Management und organisatorische Veränderungen in Non-Profit-Organisationen im Allgemeinen beitragen, deren wirtschaftliches, soziales und politisches Gewicht in vielen Ländern zunimmt.

Derzeit fehlt es an Wissen darüber, wie und mit welchen Folgen sich nationale und internationale Sportverbände professionalisieren. Ziel des Forschungsprojekts ist es daher, Ursachen, Formen und Folgen der Professionalisierung in nationalen und internationalen Sportverbänden in der Schweiz zu verstehen. Insbesondere interessieren uns die folgenden Forschungsfragen:

  1. Wie kommt es zur Professionalisierung von Sportverbänden? (Ursachen und Formen der Professionalisierung)
  2. Welche Auswirkungen hat die Professionalisierung auf die Organisationsstrukturen, Prozesse, Leistungen und die Mitgliedsvereine (Folgen der Professionalisierung)?

Theoretisches und methodisches Vorgehen

Nach einer ersten kritischen Analyse der Literatur zur Professionalisierung von Sportverbänden stützen wir unseren Ansatz auf die soziale Handlungstheorie und die Entwicklung eines Mehrebenenrahmens zur Analyse der Professionalisierung in Sportverbänden. Wir nähern uns dann einem tieferen Verständnis der Professionalisierung in den nationalen Schweizer Sportverbänden (und den internationalen Verbänden, die von der Universität Lausanne geleitet werden). Zu diesem Zweck werden bis zu 10 Fallstudien (Dokumentenanalyse und Interviews mit Schlüsselpersonen) und eine fragebogenbasierte Clusteranalyse über alle Schweizer Olympia-Mitgliedsverbände (~ 85) durchgeführt.