Aktuelle Forschungsprojekte

Hauptgesuchsteller Dr. Valentin Benzing
Mitgesuchsteller*innen Dr. Eva Katharina Brack
Dr. Christina Schindera
PD Dr. Julia Schmid
Sara Müller
Lisa Hillebrecht
Prof. Dr. Nicolas von der Weid
Prof. Dr. Regula Everts
Förderung BASPO (in Zusammenarbeit mit dem lab 7x1 Innovationslabor)
Zoé4Life
Krebsliga Schweiz

Bewegungsförderung in der Schweizer Kinderonkologie

Ein Comic, das ein Kind beim Spielen mit einer Krankenschwester zeigt, daneben steht ein Mann mit einem Kind auf dem Arm, der mit einem anderen Kind spielt.

Bewegungsprogramme werden auf internationaler Ebene zunehmend als wesentlicher Bestandteil der kinderonkologischen Behandlung angesehen. In der Schweiz ist eine Sporttherapie während der Krebsbehandlung bisher allerdings wenig bis gar nicht etabliert. Dabei ermöglicht körperliche Aktivität in der Akutbehandlung, sowie der Nachsorge, eine Reduzierung von Nebenwirkungen der Therapie und unterstützt den Behandlungserfolg. Bewegung wirkt sich durch Veränderungen der Gehirnstruktur und -funktion und einer verbesserten Neurotransmission zudem vorteilhaft auf die Kognition aus. Kinder und Jugendliche mit einer Krebserkrankung haben oft kognitive Einschränkungen aufgrund von neurotoxisch wirkenden Therapien oder der Erkrankung selbst. Daher soll in diesem Forschungsprojekt untersucht werden, ob durch die gezielte Förderung der Kognition mit Hilfe von körperlicher Aktivität die kognitive Leistungsfähigkeit der krebskranken Kinder und Jugendlichen erhalten oder sogar verbessert werden kann. Dies geschieht im Rahmen des im Inselspital Bern bereits angebotenen Sport- und Bewegungsprogramms „KiKli Fit“ für krebskranke Kinder und Jugendliche. Die wissenschaftliche Begleitung des „KiKli-Fit“-Projekt umfasst neben der Wirksamkeitsprüfung auch die Implementationsforschung und die Erarbeitung eines Bewegungsmanuals für die gesamte Schweizer Kinderonkologie.

Publikationen

Benzing, V., Heinks, T., Eggenberger, N., & Schmidt, M. (2016). Acute cognitively engaging exergame-based physical activity enhances executive functions in adolescents. PLoS One, 11(12), Article e0167501. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0167501
Benzing, V., Siegwart, V., Spitzhüttl, J., Schmid, J., Grotzer, M., Roebers, C. M., Steinlin, M., Leibundgut, K., Everts, R., & Schmidt, M. (2021). Motor ability, physical self-concept and health-related quality of life in pediatric cancer survivors. Cancer Medicine, 10(5), 1860-1871. https://doi.org/10.1002/cam4.3750
Benzing, V., Spitzhüttl, J., Siegwart, V., Schmid, J., Grotzer, M., Heinks, T., Roebers, C. M., Steinlin, M., Leibundgut, K., Schmidt, M., & Everts, R. (2020). Effects of cognitive training and exergaming in pediatric cancer survivors - A randomized clinical trial. Medicine & Science in Sports & Exercise, 52(11), 2293-2302. https://doi.org/10.1249/mss.0000000000002386

Kooperationspartner

Krebsliga Schweiz
Zoé4Life
BASPO (in Zusammenarbeit mit dem lab 7x1 Innovationslabor)
Netzwerk ActiveOncoKids

Hauptgesuchsteller*innen Prof. Dr. Tina Hascher (IfE, ASU)
Prof. Dr. Mirko Schmidt (ISPW, ASP)
Mitgesuchsteller PD Dr. André Klostermann
Dr. Mathias Mejeh
Mitarbeitende Bernarda Letnar
Förderung (Anteil ISPW) Digitalisierungskommision der Universität Bern: 125‘000 CHF
Philosophisch-humanwissenschaftliche Fakultät: 65‘300 CHF

Selbstreguliertes Lernen im digitalen Kontext. Gelingensbedingungen beim Lernen und Lehren (SELEKT)

In einer digitalisierten Bildungsgesellschaft wird das Selbstregulierte Lernen zunehmend durch digitale Medien wie Lernplattformen und Applikationen unterstützt. Diese Entwicklung zielt darauf ab, den Lernprozess individuell zu optimieren und die digitale Literalität der Lernenden zu fördern. Dabei spielen funktionale Gestaltung von Online-Lernumgebungen und der evidenzbasierte Einsatz digitaler Medien eine entscheidende Rolle. Digitale Bildungsziele umfassen Kompetenzen wie computer- und informationsbezogene Fähigkeiten sowie technologiebasierte Problemlösungskompetenz. In diesem Teilprojekt untersuchen wir technologiebasierte Möglichkeiten, selbstreguliertes Lernen motorischer Fertigkeiten im Kontext der sportpraktisch-methodischen Ausbildung an Hochschulen zu unterstützen. Im Fokus steht dabei die sogenannte Kalibration, also der Abgleich des Ist- mit dem Sollzustand, welcher erforderlich ist, um Defizite im eigenen Fertigkeitsniveau aufzudecken und mit den Lernzielen in Bezug zu setzen. Herausfordernd ist insbesondere die valide Selbsteinschätzung der Lernenden.

Leitung Prof. Dr. Mirko Schmidt (ISPW)
Dr. Stefan Valkanover (PHBern)
Projektkoordination Dr. Fabienne Egger
Mitarbeitende Mario Kamer
Andrea Maria Nadenbousch
Marion Gasser
Förderung Bundesamt für Sport (BASPO), Kantonales Aktionsprogramm GSI, Schulversuch Kt. Bern, Forschungsstiftung der Universität Bern: 571’924 CHF

Active School: Nachhaltige schulische Bewegungsförderung (2022-heute)

Logo Active School.

Da Kinder und Jugendliche einen grossen Teil ihres Tages in der Schule verbringen, hat die Schule ein enormes Potenzial, die Bewegungsförderung voranzutreiben. Das Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern und das Fachdidaktikzentrum der PHBern erarbeiten deshalb gemeinsam mit 8 Projektschulen aus dem Kanton Bern individuelle Konzepte zur ganzheitlichen und nachhaltigen Bewegungsförderung in Schulen. Bisher fehlte es den Bemühungen zur Bewegungsförderung in Schulen an einer umfassenden, systemischen Herangehensweise, die die spezifischen Bedingungen der Schulen und die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt. Hier setzt das Konzept von Active School an: Bewegungsförderung wird als ein Entwicklungsprozess für die Schule verstanden. Die vom Kanton entlöhnten schulinternen Bewegungskoordinatoren*innen besuchen deshalb jährlich vier Workshops, um das erworbene Wissen in die Schulen zu bringen und gemeinsam mit der Arbeitsgruppe und dem gesamten Kollegium umzusetzen. Durch die Integration von unterschiedlichen Bewegungsmöglichkeiten (z.B. Bewegung vor und nach der Schule, Bewegungspausen etc.), die Entlöhnung einer schulinternen Bewegungskoordinationsperson sowie die klare Zuteilung von Verantwortlichkeiten hinsichtlich der Ziele und Massnahmen wird es möglich, bewährte Ideen aus bestehenden Programmen integrativ und nachhaltig umzusetzen. Im Kern des 3.5 Jahre dauernden Projekts steht die Entwicklung, Implementation und Evaluation eines ganzheitlichen Bewegungsförderungskonzepts, das auf die individuellen Bedürfnisse jeder Schule zugeschnitten ist und die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt.

Leitung Prof. Dr. Mirko Schmidt
Mitarbeiter Moritz Engel

Mediennutzung, sportliche Aktivität und körperbezogene Selbstwahrnehmung (2023-heute)

Ein Schuljunge geht vorbei und starrt dabei in sein Handy.

Bei der Wahrnehmung des eigenen Körpers spielt die Verarbeitung und Verknüpfung von körperlichen Signalen aus der Umwelt (Exterozeption) und der Innenwelt (Interozeption) eine zentrale Rolle. Die Integration dieser Signale trägt zur Entwicklung des körperbezogenen Selbstbildes und der Identität bei, welche stark mit psychischer Gesundheit zusammenhängen. Für die Kodierung interner sowie externer Signale sind die gleichen Wahrnehmungsprozesse erforderlich. Konkret bedeutet dies, dass die Aufmerksamkeit für externe Signale die Aufmerksamkeitsressourcen für interne Signale reduziert und umgekehrt. Bei einer fehlenden oder verminderten Wahrnehmung interozeptiver Signale ist also davon auszugehen, dass das eigene Selbstmodell primär exterozeptiv generiert wird, was neuere Untersuchungen nahelegen. Jugendliche verbringen heute hohe Anteile ihrer Zeit mit der Nutzung von digitalen Medien, wodurch sie fortlaufend externen Signalen ausgesetzt sind. Erste Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Nutzung dieser Medien mit einer verminderten Wahrnehmung interozeptiver Signale zusammenhängt. Dem gegenüber zeigt sich sportliche Aktivität als eine Möglichkeit, den Zugang zu den eigenen körperinneren Signalen zu fördern (Wallman-Jones et al., 2021, 2022). Ob die Nutzung von digitalen Medien einen Einfluss auf die Interozeption hat und inwiefern der Sport hier als Gegenspieler agieren könnte, wurde bisher nicht untersucht. Ausgehend von diesen Annahmen sollen in diesem Projekt zunächst die Zusammenhänge von jugendlicher Mediennutzung, sportlicher Aktivität und der körperbezogenen Selbstwahrnehmung untersucht werden, um anschliessend Konzepte zur Förderung der körperbezogenen Selbstwahrnehmung durch Sport entwickeln zu können.

Leitung Dr. Valentin Benzing
Förderung Burgergemeinde Bern: 3'000 CHF

Exergaming und kognitive Funktionen (2020-heute)

Sportlich aktive Pausen werden als eine Möglichkeit angesehen, die Denkleistung nach einer anstrengenden Arbeitsphase wiederherzustellen, ja sogar zu steigern. Obwohl die empirische Evidenz dafür stetig steigt, gibt es auch einige Studien, die einen positiven Effekt von Bewegungspausen auf die kognitive Leistung gar nicht, oder sogar einen negativen Effekt nachweisen konnten. Als einen Grund dafür, ob sich eine sportliche Aktivität positiv oder negativ auswirkt, werden Unterschiede in den Charakteristika der sportlichen Aktivitäten postuliert. So wird beispielsweise angenommen, dass quantitative Charakteristika wie die Intensität und Dauer während des Sports einen Einfluss auf die kognitive Leistung haben können. Darüber hinaus wird auch davon ausgegangen, dass auch qualitative Charakteristika, wie beispielsweise die Art der sportlichen Aktivität, die kognitive Leistung positiv beeinflussen können. Die Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen qualitativen und quantitativen Charakteristika können gut in einem kontrollierten Laborsetting untersucht werden. Daher wird im Rahmen dieser Studien das Exergaming (aktive Videospielen) verwendet, um theoretische Annahmen zu Wirkmechanismen zu prüfen, Charakteristika sportlicher Aktivitäten systematisch zu manipulieren und deren Einfluss auf die Wahrnehmung und die kognitive Leistung zu untersuchen. Erste Studien wurden durch eine Förderung der Burgergemeinde Bern unterstützt.

Leitung Prof. Dr. Mirko Schmidt
Mitarbeiterin  Dr. Sofia Anzeneder, Dr. Valentin Benzing, Cäcilia Zehnder
Förderung Eccellenza; Schweizerischer Nationalfonds (SNF): 435'372 CHF

Schulbezogene sportliche Aktivität und kognitive Funktionen (2019-2024)

Obwohl die positiven Auswirkungen regelmässiger körperlicher Aktivität auf die physische und psychische Gesundheit im Kindes- und Jugendalter weithin anerkannt sind, ist noch immer nicht abschliessend geklärt, unter welchen Umständen diese Effekte auftreten können. Daher wird in diesem SNF Eccellenza-Forschungsprojekt untersucht, wie schulbezogene Sport- und Bewegungsaktivitäten gestaltet sein sollten, um die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit von Primarschulkindern zu fördern. Um diese Frage zu beantworten, werden mehrere Experimente im Schulkontext durchgeführt. Mit einem ersten, eher grundlagenorientierten Teilprojekt wurde das Ziel verfolgt, die Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen den Charakteristika der Sport- und Bewegungsaktivität und der kognitiven Leistungsfähigkeit zu untersuchen. In drei aufeinanderfolgenden Studien wurde untersucht, (1) welches Level an kognitiver Beanspruchung, (2) welche Dauer und (3) welche Feedbackform bei akuter körperlicher Aktivität die kognitive Leistungsfähigkeit von Primarschulkindern am stärksten beeinflussen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich eine einmalige, 15 minütige, kognitiv hoch beanspruchende körperliche Aktivität, kombiniert mit positiven Rückmeldungen, am stärksten auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirkt (Anzeneder et al., 2023a, 2023b). Basierend auf diesen Erkenntnissen geht es in einem zweiten, eher anwendungsorientierten Teilprojekt darum, gruppenbasierte Bewegungsinterventionen für die Schule zu entwickeln und deren Wirksamkeit zu prüfen. Ziel ist es, konkrete Ratschläge für die Unterrichtspraxis und die Entwicklung schulbasierter Bewegungsinterventionen zu ermöglichen. In beiden Teilprojekten erfolgt die Bewegungsaktivität mittels eines Exergames (eine Kombination aus körperlichem Training und Game). Dies ermöglicht, die physischen und kognitiven Charakteristika der Bewegungsaktivität zu manipulieren und der kognitive Beanspruchungsgrad der Aufgabe zu individualisieren. Das Exergame wurde in Zusammenarbeit mit dem Zürcher FitTech Startup Sphery entwickelt und ist in der Form eines «Jump & Run Spiels» aufgebaut. In einer weiteren Studienreihe wird zudem die bisher weitgehend unerforschte Annahme untersucht, dass die exekutiven Funktionen nicht nur durch körperliche Aktivität allein, sondern durch eine Kombination mit sozialer Interaktion weiter verbessert werden könnten. Diese Annahme beruht darauf, dass die hohe kognitive Beanspruchung der sozialen Interaktion zu dieser Verbesserung beitragen könnte. Da es zu dieser Hypothese allerdings noch keine empirischen Belege gibt, wird in dieser Studienreihe systematisch untersucht, inwiefern soziale Interaktion während körperlicher Aktivitäten die kognitive Leistung beeinflusst. Hierzu wird eine Reihe von Laborstudien durchgeführt, bei denen Studienteilnehmende entweder ein Exergame spielten oder ein virtuelles Fahrradtraining absolvierten.

Ausgewählte Publikationen

Anzeneder, S., Zehnder, C., Martin-Niedecken, A. L., Schmidt, M., & Benzing, V. (2023a). Acute exercise and children’s cognitive functioning: What is the optimal dose of cognitive challenge? Psychology of Sport and Exercise, 66, Article 102404. https://doi.org/10.1016/j.psychsport.2023.102404
Anzeneder, S., Zehnder, C., Schmid, J., Martin-Niedecken, A. L., Schmidt, M., & Benzing, V. (2023b). Dose-response relation between the duration of a cognitively challenging bout of physical exercise and children’s cognition. Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, 33(8), 1439-1451. https://doi.org/10.1111/sms.14370